en-Fake News: Wie man sich davor schützt

10/10/2020

Der Begriff "Fake News" hat sich in den letzten Jahren in die Alltagssprache eingeschlichen, insbesondere seit dem letzten US-Präsidentschaftswahlkampf, und weist auf Nachrichten hin, die künstlich geschaffen wurden, um die Leser zu entrüsten und zu verwirren. In Italien, nennen wir sie "Bufale" (wörtlich "Büffel": Hoaxes; Falschmeldungen): 2016 hat das Oxford Dictionary einen neuen Begriff geprägt, Post-Truth, postfaktisch, eine Post- Wahrheit, die täuscht, bis ihre Unechtheit bewiesen wird. Wie schützt man sich davor? Das ist nicht einfach, da laut einer Studie von Buzzfeed die irreführenden Nachrichten mehr als die echten kommentiert und geteilt werden. Das passiert dank einiger Strategien, die nun bereits umfassend erprobt sind. Die wichtigste ist, reißerische Titel zu erstellen. Wir alle sind in Eile,werden von den Nachrichten überflutet und können uns den Luxus der Zeit nicht leisten, sie alle zu lesen. Also hören wir nach den ersten Zeilen auf, oft schon nach dem Titel. 70% der Facebook-Nutzer lesen nur die Schlagzeile bevor sie kommentieren. Das zeigte ein Experiment der satirischen Zeitschrift "The Science Post", die am 5. März 2018 einen Artikel mit einem fesselnden Titel veröffentlichte, der Artikel bestand jedoch vollständig aus Abschnitten von "Loren ipsum". Es scheint, als ob Tausenden Menschen das nicht aufgefallen sei. Übrigens zeigte sich dieser Trend bereits im Jahr 2016 in einer gemeinsamen Studie der Columbia University mit Microsoft Research, mit dem französischen Forschungsinstitut für Informatik und Automatisierung und mit anderen Mitwirkenden von Sophia - Antipolis, die zeigten, dass 6 von 10 Links auf Twitter nie angeklickt werden, oft sogar auch nicht von denen, die sie teilen. Kurz gesagt, diejenigen, die die Nachrichten teilen, haben sie oft nicht einmal selbst gelesen und teilen sie nur, weil sie vom reißerischen Titel geködert werden. In Wahrheit werden die Titel im Zeitalter von Twitter zu Artikeln.

Das Fake News Phänomen ist kein Kind des digitalen Zeitalters. In der Vergangenheit erreichten uns viele Mythen und Legenden, die ursprünglich als falsche oder irreführende Nachrichten entstanden: die Größe von Napoleon, die tatsächlich in seiner Zeit im mittleren Bereich lag, die Konstantinische Schenkung, mit der die Kirche ihre Herrschaft über Rom legitimierte, die Legende vom "Priesterkönig Johannes", der ein christliches Königreich in Asien geschaffen hatte usw. ... erfundene Nachrichten, die zu Legenden oder zu einem Teil der Folklore wurden, die aber zumindest auf einen bestimmten Entstehungsort beschränkt blieben und selten über regionale oder nationale Grenzen hinausgingen.

Aber heute ist es anders: Mit der Globalisierung und der Verbreitung der Kommunikationsmittel erreicht jede in das System eingegebene Information in einem Augenblick potentiell Millionen Nutzer.

Oberflächlich gesehen könnte es daher scheinen, dass hinter den gefälschten Nachrichten der leichte Gewinn steckt, der durch den Werbe-Traffic auf den "Fake Seiten" generiert wird, die mit Klicks und geteilten Links verdienen. Und vielleicht war dies die Grundlage für die Geburt des Phänomens. Aber immer häufiger taucht der Verdacht auf, dass sich hinter den "Clickbaits" noch etwas gefährlicheres versteckt, Organisationen mit noch zwielichtigeren Absichten. Im Anschluss an die Verdachtsfälle russischer Infiltration in die amerikanischen Wahlen, ist es plausibel, ein Szenario zu vermuten, wo Organisationen (oder Staaten) Dritter ein begründetes Interesse an der Verbreitung von Nachrichten haben, welche die Wirtschaft oder die politischen Struktur eines Landes destabilisieren; Nachrichten, die sich das fehlende Vertrauen und die Angst der Menschen zu Nutze machen, könnten das Gleichgewicht in die eine oder andere Richtung verschieben. Soziale Netzwerke wie Facebook sind ein Geschenk des Himmels für diese Menschen: die meisten Menschen, die von der Manie des Protagonismus, sozialer Wut oder dem Wunsch sich zu Wort zu melden getrieben sind, teilen massenhaft alles was sie finden, und innerhalb eines Moments geht ein Artikel viral und kann von Tausenden von Menschen gesehen (aber nicht gelesen) werden.

Fake News bedeutet Fehlinformation:

Impfgegner, Flat Earth Anhänger, Verschwörungstheoretiker verschiedenster Ausprägungen nutzen die Ängste, die Unwissenheit und Sorglosigkeit der Menschen, die oft ein mittleres bis niedriges kulturelles Niveau haben oder die bereits funktionale Analphabeten sind, und die die wahren Nachrichten nicht von den falschen unterscheiden können, die aber in ihren Händen ein mächtiges Mittel wie das Internet halten. Darüber hinaus besteht das Problem der Post-Wahrheit darin, dass jetzt jeder eine Nachricht anfechten kann, indem er sie für falsch erklärt, zur Verschwörung ruft, Nachrichten und falsche Nachrichten in einem gefährlichen Strudel zitiert, in dem die Wahrheit verloren geht.

Der beste Weg, um "Bufale" zu bekämpfen ist es die Menschen zum bewussten Umgang mit Social Media zu erziehen. Im Internet findet man verschiedene Tipps: Ich habe für Euch eine kurze Liste von 10 Punkten zusammengestellt.

1) Grundregel: wartet, bevor Ihr teilt. Die "Bufale"-Macher konzentrieren sich auf zwei Faktoren: den Wunsch nach Partizipation und den Effekt von Empörung. Diese beiden Faktoren lassen die Leute die Nachrichten teilen, sobald sie den Titel lesen. Der Rat ist abzuwarten und nicht voreilig einer möglicherweise falschen Nachricht zu folgen;

2) Vermeidet Erweiterungen oder seltsame Namen. Überprüft immer den Namen der Site, von der die hypothetischen Nachrichten geteilt werden. Seiten, die zum Beispiel mit com.co enden, sind zumindest verdächtig, während die Domains häufig nach wichtigen nationale Zeitungen klingen, sowohl des Mainstreams als auch des Internets. Zum Beispiel, "Il Corriere della Notte" oder "Il matto quotidiana" in Italien. www.Bufale.net bietet eine aktualisierte Back-Liste von "Bufale"-Sites;

3) Wer schreibt? Einen kleinen Online-Check zu machen kostet nichts. Wer hat den Artikel unterschrieben? Mit wem arbeitet er zusammen? Gibt es noch andere Online-Tracks, die seine Existenz garantieren? Vertraut nicht dem ersten Eindruck: Auch in diesem Fall kann der Autor Pseudonyme verwenden, die an große Journalisten oder Namen nationaler und internationaler Literatur erinnern. Außerdem, wenn Ihr ein Pseudonym findet, sind die Nachrichten sehr wahrscheinlich falsch;

4) Aufmerksamkeit für Blogs. Oft erlauben autoritative Webseiten Bloggern, Inhalte zu veröffentlichen, aber diese gehen nicht durch die Redaktion, also seid vorsichtig.

5) Überprüft Datum und Ort. Manchmal werden Nachrichten als neu ausgegeben, die in der Zeit weit entfernt liegen oder sogar in anderen Ländern passiert sind, in denen unterschiedliche Verhaltensregeln oder soziales Zusammenleben gelten. Bevor Ihr Euch empört und dann rennt, um zu teilen, überprüft sie gut;

6) Zweifelhafte Bilder. Was Datum und Ort betrifft, so können auch diese zu unterschiedlichen Zeiten aufgenommen worden sein, aus dem Kontext gegriffen und an einen "Clickbait"-Titel gehängt.

7) Lest den ganzen Artikel. Ich weiß, es ist schwierig und wir haben keine Zeit dafür. Aber glaubt mir, bevor Ihr etwas teilt, ist es besser, gut zu lesen, was man verbreitet;

8) Diversifiziert und verifiziert die Quellen. Um zu verstehen, ob eine Nachricht wahr ist oder nicht, überprüft einfach, ob diese auch von anderen Zeitungen berichtet wird oder überprüft die Quellen so zuverlässig wie möglich. Im jüngsten Fall in Vicenza über die angebliche Revolte von Migranten, die Sky haben wollten, vom "giornale di Vicenza" als Schlagzeile gebracht und vom Polizeipräsidium abgestritten, wurde nun aufgedeckt, wer sich die Mühe machte, die Polizei zu rufen und um um Aufklärung zu bitten. Ein perfektes Beispiel für das, was ich sagen möchte: Überprüft immer die Quellen;

9) Seid unvoreingenommen. Traut nicht sofort dem Schein, der oft täuschen kann. Bis eine Nachricht bewiesen ist, ist es noch keine Tatsache.

10) Seid Euch der Macht bewusst, die Ihr habt. Ihr habt die Macht zu entscheiden, was Ihr verbreitet, wem Ihr Glauben schenkt. Sich zu informieren ist ein Recht, aber auch eine Pflicht. Millionen von Menschen sind gestorben und sterben immer noch dafür. Lassen wir nicht zu, dass diejenigen, die Angst, Hass, Terror verbreiten wollen, sich alles nehmen.